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Thiaminmangel – Enzephalopathie (griech. für Gehirnleiden)
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Was ist Thiamin?

Thiamin, oder auch Vitamin B1, ist ein wasserlösliches Vitamin aus dem B-Komplex. Es ist für die Funktion des Nervensystems unerlässlich.

Wie kann es zu einem Thiaminmangel kommen?

Zu geringe oder fehlende Aufnahme von Thiamin durch mangelnde Nahrungsaufnahme
Dies kann zum Beispiel bei einem Kitten auftreten, welches sich bei seinen Geschwistern nicht „durchsetzen“ kann und deshalb zu wenig Nahrung bekommt oder bei einer alten Katze, die durch eine, nicht vom Gehirn ausgehende Krankheit wenig bis gar nicht frisst.

Zerstörung des Thiamin durch Thiaminase
Eine hohe Menge des Enzyms Thiaminase kann das Thiamin zerstören. Durch eine häufige Gabe von Thiaminase-haltigem Futter kann es zu Mangelerscheinungen kommen. Achtung: In vielen rohen Süßwasser-Fischarten ist ein hoher Gehalt an Thiaminase enthalten (z.B. Karpfen und alle Weißfische), die bei ausschließlicher Fischfütterung zu Mangelerkrankung führen kann. Darum nur sparsam bzw. in nicht rohem  Zustand füttern. Durch Erhitzen wird die Thiaminase zerstört. Seefisch ist, was den Thiaminasegehalt angeht, meist unbedenklich (außer Hering, Makrele, Stint und Meeresfüchte). Tipp: Wer sicher gehen will kocht, dünstet oder brät den Fisch ohne Gewürze, da beim Erhitzen die Thiaminase zuverlässig zerstört wird.

Zerstörung des Thiamin durch Hitze
Das Vitamin B1 ist hitzeempfindlich und wird beim Kochen bis zu 40% zerstört. Da es wasserlöslich ist,  geht auch Thiamin an das Kochwasser verloren. Kocht man Katzenfutter selbst, sollte man diese Tatsache im Auge behalten.

Anmerkung
Hochwertiges Fertigfutter enthält alle Vitamine, die eine Katze benötigt. Da es in der Regel gekocht ist, können auch Sorten mit Fisch verfüttert werden.

Beim Barfen (Rohfütterung) sind die Vitamine in hochwertigen Zutaten ausreichend enthalten bzw. werden durch Supplemente ergänzt. Roher Seefisch sollte nur ein bis zweimal in der Woche gefüttert werden, da sich im Fisch wie auch in Leber Schwermetalle anreichern, die bei übermäßigem Genuss zu Vergiftungserscheinungen führen können.

Welche Auswirkungen hat ein Thiaminmangel?

Durch den Mangel an Thiamin kommt es zur Zerstörung von Zellen des Hirnstamms. Der Hirnstamm verbindet das Gehirn mit dem Rückenmark und steuert u. a. Funktionen wie Kreislauf, Atmung und Stoffwechsel.

Symptome

Frühe Symptome:

  • Appetitlosigkeit
  • stetige Schläfrigkeit
  • ungewöhnlich breitem Stand,
  • Gleichgewichtsverlust und Schwindel.
  • Bewegungsarmut: es besteht eine Schwäche/Unfähigkeit oder kein Wille zum Laufen. 
  • typisch geduckte Haltung mit  Ventralflexion (einer „Kopfneigung“, die Katze senkt das Kinn in Richtung Brustbein, sie erscheint dadurch „eingerollt“ bzw. gekrümmt)

Spätsymptome

  • ein- oder beidseitige Erweiterung der Pupillen
  • Verlangsamte oder keine Reaktion der Pupillen auf Lichteinfall
  • Bewusstseinseintrübung bis hin zum Koma
  • Überstreckung von Rumpf und Hals
  • Episoden mit wechselndem spastischem Krampf in der Streckmuskulatur des Rückens und Beugung von Kopf und Hals zum Bauch (Häufig wird dieses Symptom fälschlicherweise als Krampfanfall interpretiert, richtige Krampfanfälle treten allerdings nur selten auf.)

Differentialdiagnosen

Andere krankhafte Veränderungen oder Entzündungen des Gehirns können anhand der Anamnese (Bestandsaufnahme/Vorgeschichte), des Liquors (Hirnflüssigkeit, wird im Rückenmark abgenommen und auf Bakterien untersucht) und der fehlenden Reaktion auf Thiamin unterschieden werden.

Therapie

  • Hochdosierte Gabe von Thiamin entweder oral oder über die Vene
  • Im Verlauf: Veränderung der Futterzusammensetzung, so dass ausreichend Thiamin über die Nahrung aufgenommen wird
  • Über Art / Dauer / Dosierung der Thiamingabe entscheidet der behandelnde Tierarzt!

Prognose

  • Wichtig ist, bei ersten Anzeichen einen Tierarzt aufzusuchen!
  • bei frühzeitiger Therapie durch Zuführen von Thiamin günstige Prognose
  • bei Katzen, welche schon Spätsymptome zeigen, kann es zu irreversiblen Schäden kommen
  • Im Regelfall ist diese Mangelerkrankung jedoch reversibel, d. h. die Symptome gehen bei ausreichender Vitaminversorgung zurück bzw. verschwinden vollständig.